Freitag, 16. Juli 2021

Witten, einen Tag nach der Unwetterkatastrophe in NRW/ RLP

Wir sind in Witten nur knapp dem entgangen, was so vielen anderen Orten auf dem Weg der Flüsse in NRW und RLP widerfahren ist. Es gab bislang über 80 Tote, zerstörte Häuser, Straßen, ein ganzes Dorf. Eine unvorstellbare Zerstörung und ein Hochwasser, welches mir hier in dieser Flächengröße zu meinen Lebzeiten noch nicht begegnet ist. 


Es ist die Schönheit der Zerstörung, die Andersartikeit unserer Lebensräume, die in mir den Antrieb auslösen, solche Bilder festzuhalten- möglichst in der Naturgewalt bleibend, mit Ehrfurcht vor dieser rohen Kraft, die in der Lage ist, innerhalb von wenigen Stunden über Landstriche hinweg zu ziehen. 

 
Die Natur wird sich schnell erholen. Die Menschen nicht. Niemals diejenigen, die Angehörige, Freunde, Familie verloren haben, nicht diejenigen, die in der Nacht der plötzlichen Überflutung in ihren eigenen, vermeindlich sicheren Häusern und Wohnungen überrascht werden, in den Orten, wo sich jeder Mensch von uns geschützt fühlt.
 

In den letzten Tagen ist mir ein Satz begegnet, der sinngemäß wie folgt lautete: "Wir Menschen haben in der Vergangenheit immer nur aus den größten Katastrophen gelernt." Leider scheint er sich in diesen Zeiten so sehr zu bewahrheiten. 3 Dürresommer in Folge, eine Pandemie und nun diese unbegreifliche Hochwasserkatastrophe. Und was machen wir? Über halbherzige Maßnahmen diskutieren. 
 
 
Hier in Witten wird gerade für ein paar Stunden das Wasser abgeschaltet. Das ist so, wird nicht in Frage gestellt, weil es einfach so sein muss. Kein Wort über "Grundrechtseinschränkungen". 
 

In den betroffenen Städten und Gemeinden wird gerade mit Sicherheit nicht darüber diskutiert, ob die Menschen mit oder an der Flut gestorben sind oder ob es sinnvoll ist, jetzt Gummistiefel zu tragen. 
 
 
Auch wird nicht darüber gesprochen, wie der Markt das wohl regeln wird. Es wird einfach angepackt! 
 
 
Es macht mich so wütend, wenn der Ministerpräsident des Landes NRW knappe 15h zu spät in den betroffenen Städten auftaucht und von Klimaschutz spricht, als sei es für ihn plötzlich das selbstverständlichste von der Welt. Der, der den Eindruck erweckt, den Klimaschutz an jeder sich bietenden Front einzuschränken, so lange es geht. Der, der sich darüber wundert, dass der Klimaschutz plötzlich ein weltweites Thema sei.
 
 
Mir fehlt der Respekt vor der Natur, den betroffenen Menschen. Mir fehlen Taten anstelle von hohlen Phrasen und mir fehlt echtes Mitgefühl wenn ich solche Auftritte sehe, insbesondere wenn bei Maybritt Illner noch ein böser Blick und eine wegwischende Handgeste Richtung Bildrand unmissverständlich klar machen, dass das Showkonzept auf keinen Fall unterbrochen werden darf (Sendung vom 15.07.2021, in Minute 04.30). 

 
Wo diese Aufnahmen entstanden sind:
Auf der Nachtigallstraße in Witten zwischen Zeche Theresia und Zeche Nachtigall sowie In der Lake und auf dem Fußweg Richtung Kemnader See ab Witten Heven in Höhe der Grenze zu Witten Herbede.
 
 

 
 

Mittwoch, 16. Juni 2021

Chronologie eines Impflings

 Chronologie eines Impflings

 

...ein verdammt langer Weg bis dahin...

09.03.2021: Termin im Impfzentrum Ennepetal für den 16.03.2021 um 8.12 Uhr erhalten.
Ich erhielt den Termin in Absprache durch die Schule, an der ich tätig bin (OGS/ offener Ganztag). Ungefähr zeitgleich tauchten die ersten Artikel auf, in denen über Sinusvenenthrombosen und allgemein über Thrombosen kurz nach einer Impfung mit Astrazeneca berichtet wurde.
Im Team wurde kontrovers diskutiert, die Berichterstattung wurde intensiv verfolgt. Wir sind alle Frauen im mittleren Alter, dementsprechend groß unsere Verunsicherung.  
Rücksprachen mit Ärzten gaben keine abschließende Sicherheit, von „in jedem Fall impfen lassen, der Nutzen überwiegt das Risiko“ bis hin zu „Warten Sie das Wochenende ab, treten noch mehr Fälle auf, so würde ich es mir an Ihrer Stelle stark überlegen“ war alles dabei. Ebenso Berichte aus dem großen Kollegium, wo über diverse medikamentösen Möglichkeiten zur Abmilderung der zu erwartenden Impfreaktionen bis zur Minimierung des Thromboserisikos alles beleuchtet wurde. Das gesamte Wochenende befasste sich somit mit der einzig wichtigen Frage: Astrazeneca, ja oder nein?
Und genauso hin- und hergerissen war ich- in Folge berichte ich ab jetzt auch in der „Wir- Form“, da sich innerhalb des Teams 2 Gruppierungen heraus kristallisierten: „Ja, wir lassen uns mit Astrazeneca impfen“ und „Wir überlegen noch“. Meine Kollegin, mit der ich gleichzeitig auch seit Jahrzehnten befreundet bin, und ich waren die Überlegerinnen.
Langer Rede, kurzer Sinn- bis Sonntag Abend haben wir ungefähr 195mal unsere Meinung geändert- Ja- Nein- Doch- Vielleicht- Ja- Nein... Dazwischen immer wieder Artikel aus der Presse: 2 neue Fälle mit Sinusvenenthrombose. Astrazeneca ist ein sicherer Impfstoff. Norwegen meldet 3 neue Fälle. Die Impfungen mit Astrazeneca müssen fortgesetzt werden. Dänemark setzt die Impfungen mit Astrazeneca vorläufig aus. Astrazeneca verhindert schwere Verläufe. Thrombosen tauchen bei einer Infektion häufig auf. Krankenschwester stirbt kurz nach der Impfung. Der Nutzen überwiegt das Risiko. Die Toten und Betroffenen? Alle in etwa in unserem Alter, wenige jünger oder älter.

15.03.2021, einen Tag vor dem angesetzten Impftermin
Deutschland verkündet, dass Astrazeneca vorläufig ausgesetzt wird. Wir waren höchst erleichtert, aber auch irritiert. In NRW wurden alle Termine mit Astrazeneca abgesagt, während andere Bundeländer mit Biontech oder Moderna weiter impften. Danke NRW- warum einfach, wenn es auch kompliziert sein kann? Zu allem Überfluss wurde die Absage mit einem offenen Verteiler versendet. Danke an den Kreis für ca. 1490 Emailadressen und danke für die Offenlegung meiner Emailadresse an ca. 1490 andere Menschen. Dabei geht es mir jetzt weniger um die Email- Adresse, sondern vielmehr darum, dass diese Betroffenen alle einen Termin hatten, der einen medizinischen Background hat. Das heißt, dass hiermit einer nicht unerheblichen Anzahl von Menschen bekannt gemacht wurde, wer sich impfen lassen wird.
Dazu das Gefühl all der Kolleginnen (es sind tatsächlich in der Mehrzahl Frauen), die sich noch am 15.3.2021 mit einem ähnlichen Gefühl impfen ließen, manche nur Minuten vor der Aussetzung- aber Astrazeneca bereits im Arm.

19.03.2021, ein neuer Termin
Uns ist bis heute schleierhaft, wie innerhalb von 4 Tagen sämtliche Fälle in Deutschland geprüft und abschließend so bewertet werden konnten, dass die Impfung mit Astrazeneca fortgesetzt wurde.  Der neue Termin wurde angesetzt für den 22.03.2021, diemal mit einem Zeitfenster: „Kommen Sie zwischen 21.00- 21.45 Uhr ins Impfzentrum“. Erwähnte ich schon die beschauliche, einfache Strecke von 20km (30km über die Autobahn) und die riesige Baustelle mit einem einspurigen Teil unmittelbar vor dem Impfzentrum? Aber natürlich hätte man so ein Impfzentrum nicht in dem dichter besiedelten Teil des Ennepe Ruhr Kreises installieren können- warum auch. Zudem mit einer desolaten Busanbindung zumindest in dem beschriebenen Zeitfenster. Aber gut, es wurden minimalistische Fahrgemeinschaften gebildet, Coronakonform, 2 pro PKW und so, wie die Kolleginnen zusammenarbeiten. Knappe 1,5h mit mehreren im Auto- könnte auch zu einem kleinen Spreading- Event werden... Aber was wissen wir Hobbyvirologen schon.

22.03.2021, Tag der Impfung mit Astrazeneca
Oder auch nicht. Nach langem Hin- und Her seit fast 2 Wochen beschlossen wir, meine Kollegin/Freundin und ich, dass wir zwar ins Impfzentrum fahren, um unserem Impfwillen Ausdruck zu verleihen, wir aber keinesfalls mit einer Dosis Astrazeneca dort wieder hinaus gehen.
Unser Bundesgesundheitsminister verkündete 2 Tage zuvor noch, dass Frauen unter 55 Jahren in jedem Fall auch die Möglichkeit bekommen, sich mit einem anderen Impfstoff impfen zu lassen, dies könnte der Arzt in einem Gespräch beschließen. Frankreich hatte bis dahin mit der Impfung von Astrazeneca für Menschen unter 55 Jahren bereits aufgehört.  
Wir haben dann eine Erklärung mit Begründung verfasst, warum wir eine Impfung mit Astrazeneca verweigern und hatten die klitzekleine Hoffnung, dass wir einen anderen Impfstoff erhalten können. Und wenn nicht, haben wir eine Nachtfahrt nach Ennepetal gemacht, auch mal schön.
Bewaffnet mit Weingummi als Wegzehrung fuhren wir also in die Stadt der Kluterthöhle.
Am Impfzentrum angekommen fühlten wir uns plötzlich in einer Situation, die mit einem Check in am Flughafen oder einer Sammelankunft in einem Hotel für Pauschaltouristen vergleichbar war.
Eine Schlange am Eingang, Security mit Namenslisten glichen die Ankommenden mit der Liste ab, jeder Impfling mit Unterlagen in der Hand.
„Ihr Name bitte... ahja, hier, gehen Sie sich bitte hier einmal die Hände desinfizieren, dann da vorne zu dem Schalter und halten Sie dort Ihre Unterlagen und Ihre Versichertenkarte bereit.“ Hm, ok, Abstand hält hier niemand, alle wirken hoch gestresst. Ich nestele nach meiner Versichertenkarte, eine DIN A5- Ablage hält mit Hilfe meines Oberkörpers die DIN A4- Unterlagen, irgendwo dazwischen meine Handtasche, Portemonnaie, Versichertenkarte. Puh. Irgendwie habe ich eine Mappe mit weiteren Zetteln zum ausfüllen erhalten. Wir werden angewiesen, im Wartebereich Platz zu nehmen. Immer 2 Stühle nebeneinander, dann ein bisschen Abstand, wieder 2 Stühle nebeneinander, Platz für ca. 50 Menschen.
Ein Arzt(?) positioniert sich, es kommt ein altes Gefühl wieder hervor, achja, Schule, der Lehrer fängt jetzt an. Als er beginnt, über mögliche Nebenwirkungen zu reden, nimmt das Schulgefühl ab und wechselt ein unangenehmes Werbeverkaufsgespräch. „Ja, es gab Fälle von schweren Nebenwirkungen, diese sind aber sehr selten und der Nutzen überwiegt das Risiko. Wenn Sie gleich noch Fragen haben, die Sie hier nicht in der offenen Runde stellen mögen, dann können wir gleich noch reden“. Eine Frau und wir heben die Hand. 47 andere werden nach und nach geimpft. Meine Freundin und ich gehen gemeinsam in das Gespräch, fand der Arzt(?) jetzt nicht so toll. Warum nicht? Keine Ahnung, wir hatten die gleichen Fragen und Bedenken, er jedoch meinte, das mit dem erhöhten Risiko sei Quatsch. Dann öffnete sich die Tür und eine Mitarbeiterin rief den Arzt. Er müsse mal schnell kommen, nebenan sei eine Frau umgefallen. Meine Freundin hatte zuvor ein lautes Geräusch wahrgenommen, ich nicht, aber ich war auch sehr mit mir selbst beschäftigt. Der Arzt stürmt hinaus und kommt durch eine andere Tür kurz darauf wieder in das Zimmer, sich die Hände reibend und mit den Worten, alles sei wieder in Ordnung. Im Laufe des Gespräches wurde er ein bisschen umgänglicher, konnte uns aber auch keine Alternative zu Astrazeneca anbieten. Wenn wir in einem Heim oder einer Tagesklinik oder ähnlichem arbeiten würden, könnten wir dort mitgeimpft werden, heute könne er aber nichts für uns tun. Moderna lag im Schrank, das haben wir später von einer anderen Kollegin erfahren.
Ungeimpft traten wir den Rückweg an- 20km um ca. 21.35 Uhr, aus den Tiefen von Mordor zurück nach Witten.   

Zeitraum bis zum 13.04.2021
Die Ereignisse überschlugen sich von da an. Die Impfungen für Personen unter 60 Jahre mit Astrazeneca wurden komplett und bundesweit ausgesetzt. Es erfolgte zunächst auch keine neue Terminvergabe, da Biontech und Moderna Lieferengpässe hatten.
Derweil sprachen wir natürlich mit geimpften und ungeimpften Menschen aus unserem Umfeld. Das Kita- Personal direkt neben unserer Schule war sehr interessiert und, genau wie wir, hin und hergerissen. Einen Tag vor der Aussetzung wurde dort ein Großteil geimpft- mit Astrazeneca. Ich dachte nur, dass die Werbeverkaufsveranstaltung ja verdammt gut funktioniert hat. Ich kann nur ahnen, was es mit Astrazeneca im Körper für ein Gefühl sein musste, zu erfahren, dass am nächsten Tag nicht mehr damit geimpft wird. Die Impfreaktionen waren bei fast allen Geimpften heftig und bei sehr wenigen moderat. Bis jetzt geht es allen zum Glück wieder gut.
Wir versuchten indes, an einen der begehrten Impftermine zu kommen. Diverse Telefonate, Warteschleifen und Emails später bekamen wir dann unsere Termine, Impfstoff Biontech.
Dazwischen wurden wir von Anerkennung bis Unverständnis über unsere Entscheidung konfrontiert. Anerkennung dafür, den Mut zu haben, diese Impfung zu verweigern (ausschließlich auf Astrazeneca bezogen, nicht jedoch auf das Impfen im allgemeinen!), Unverständnis dafür, die Chance auf die Impfung nicht anzunehmen. Aber da wir mit uns im Reinen waren und die Ereignisse dafür sprachen, dass wir keine unüberlegte Entscheidung getroffen haben, tangierte uns dies recht wenig.

13.04.2021, 12.53 Uhr, Termin im Impfzentrum
Wir erreichten pünktlich das Impfzentrum. 4 Personen standen vor uns in der Schlange, der Mann mit der Liste winkte sie nach Namensabgleich durch. Ein ähnlicher Ablauf wie beim ersten Mal, aber: Völlig entspannte Menschen, zwar viel Arbeit für die dort Tätigen, aber wesentlich entspannter.
Zwecks Übersichtlichkeit hatte ich meine Mappe vom ersten Mal dabei, allerdings auch mit den Unterlagen für diesen Tag. Die Mappen sind so angelegt, dass sie unterschiedliche Farben haben, je nach Impfstoff. Ich wurde in etwa 5 Mal darauf hingewiesen, dass hier heute kein Astrazeneca verimpft würde. Ich sagte jedes Mal, dass ich das wüsste und dass es eine lange Geschichte wäre, warum ich hier mit dieser Mappe stehe.
Nach kurzer Wartezeit saßen wir dann zu Zweit beim Arzt zum Gespräch- wie selbstverständlich zusammen, diese Möglichkeit wurde uns bereits am Empfang offeriert. Keine Werbeverkaufsshow, sehr gut.
Wir bekamen unser Aufklärungsgespräch mit dem Hinweis, dass meine Mappe für Astrazeneca wäre, hier aber heute Biontech verimpft werden würde. So kamen wir auch zu einer kurzen Wiederholung unseres ersten Besuches- diesmal mit einem Menschen, der sagte, er könne uns da vollkommen verstehen. Dann befasste er sich mit unseren Unterlagen, damit wir geimpft werden können. Zuerst meine Freundin, dann ich. Keine Bedenken, einfach nur froh, jetzt doch mit dem "guten" Stoff geimpft zu werden. Der Arzt checkt meine Unterlagen und ist irritiert. „Frau XXX, kann ich nochmal Ihre Mappe sehen?“ Man muss dazu sagen, dass meine Freundin und ich beide den einfallsreichen Vornamen Andrea erhalten haben, was zwar häufig zur allgemeinen Belustigung führt, in diesem Fall aber nicht hilfreich war. Wie auch immer es passieren konnte und wer auch immer jetzt mit meinen Unterlagen geimpft wurde entzieht sich meiner Kenntnis, wir hatten auf jeden Fall alle Unterlagen auf einen Namen und das war nicht meiner. Somit verzögerte sich aufgrund bürokratische Umstände meine Impfung noch einmal um 5 Minuten.
Und dann war es soweit- nach einem nicht merkbaren Einstich war ich geimpft. Mit Biontech.
Die 15 Minuten im Ruheraum waren wir damit beschäftigt, unseren Körper wahrzunehmen. Andrea hat tatsächlich gespürt, wie die Injektion in den Arm floss, ich selbst habe von alldem nicht gespürt.
Somit bei 2 Personen 1 Impfarm, einmal nix.
Wieder daheim habe ich zunächst einen Mittagsschlaf abgehalten- nach der Impfung soll man sich ja erst einmal schonen. Abends war ich dann ein bisschen schlapper als normal und ein bisschen müder als normal. Irgendwann fühlte ich mich dann auch ein bisschen wärmer als normal, aber ohne Fieber oder erhöhte Temperatur. In der Nacht wurde ich mehrmals wach und mir war auch da noch zu warm. Ich habe ungewöhnlich traumreich geschlafen und fühlte mich am Morgen nicht wirkich ausgeruht, aber auch nicht krank. Eher umgab mich ein minimal „wattiges“ Gefühl und es war über den gesamten Tag so, wie ganz zu Beginn einer Erkältung. Wir pflegen dann zu sagen „Ich glaube, ich habe mir einen Fips eingefangen“, ein Fips ist harmloser als eine Erkältung und geht auch schneller wieder weg. Bisschen Schnuppen, 3x nießen und gut. Und so schlimm waren meine Impfreaktionen noch nicht einmal. Auch bei Andrea war nichts nennenswertes, der Arm war noch empfindlich, sie war insgesamt ein bisschen schlapper. Im Laufe des Tages nahmen alle, nennen wir sie einfach mal so, „Symptome“ wieder ab und in der folgenden Nacht war alles wie immer.  

23.05.2021, 2. Impftermin, Pfingstsonntag
Zugegeben, es gibt bessere Termine und 09.13 Uhr in Ennepetal muss man am Pfingstsonntag wahrlich nicht haben- aber hey, 2. Impftermin.
Der Ablauf allgemein bekannt, „wollen Sie zu Zweit“, „ja gerne“, „dann hier entlang“... Im Wartebereich so mit Abstand halten haben viele auch nach über einem Jahr immer noch nicht verstanden, aber Hauptsache, die Stühle werden mittels Feuchttüchern desinfiziert. Nummer 33, nach ca. 15 Minuten Wartezeit (wie voll das so um 09.13 Uhr an einem Pfingstsonntag im Impfzentrum von Ennepetal ist- Wow, da hat auch keiner verschlafen) sind wir dran. Kurzes Gespräch mit dem Arzt, alles schick soweit, ich darf als Erste. Diesmal darf ich nicht im stehen geimpft werden und spüre auch minimal den Einstich. Später im „Ruheraum“ sind auch leichte Anflüge vom blauen Fleck am Arm zu spüren. Noch schnell ein Selfie vor dem Impfzentrum und die Heimfahrt nach Witten angetreten. Zu Hause angekommen lege ich mich erstmal hin- ob es an der Impfung, der Uhrzeit oder der nach wie vor ungewohnt langen Autofahrt lag, entzieht sich meiner Kenntnis, in jedem Fall habe ich 2 Stunden geschlafen. Der Tag verdümpelte so ohne nennenswerte Zipperlein, aber mit diversen Nickerchen und extrem Couching.
Auch die Nacht verlief ruhig. Am nächsten Morgen machte sich dann leider latentes Kopfweh breit- eher dumpf und zu wenig für eine Tablette, aber zu viel für „Yeah, fit wie ein Turnschuh“. Über den Vormittag pendelte ich zwischen PC und Bett hin und her, habe viel geruht, gedöst und geschlafen. Eine halbe Stunde Nasenfips, kurzes Kratzen im Hals und ab 14.00 Uhr begannen alle Symptome abzuklingen. Ein Spaziergang tat sein übriges, meine Lebensgeister kehrten zurück und alles war wieder gut.

Fazit:
Die Frage, ob man sich impfen lassen soll kann, darf und sollte niemand anderes als der potentielle Impfling für sich beantworten. Meine Erfahrungen mit der Impfung selbst waren völlig ok und mit Sicherheit in meinem Universum die bessere Entscheidung.
Ob der Chip funktioniert wird sich zeigen, bislang konnte ich noch keine schuppenartigen Veränderungen auf meiner Haut feststellen und mein allgemeines Befinden ist gut. 

Spaß beiseite, ja, für mich wiegt das Risiko, einen schweren Verlauf erleben zu müssen schwerer als ein insgesamt 3tägiges Mißempfinden nach 2 Impfdosen (1,5 Tage nach jeder Dosis). 


Doch ich kritisiere auch: Insbesondere die Organisation beim ersten Besuch im Impfzentrum, da eine große Gruppe von Menschen nicht einfach so dazwischen geschoben werden kann, den Umgang mit Ängsten und Sorgen gerade bei der Gruppe von Menschen, die von der Sinusvenenthrombose bei Astrazeneca betroffen sein könnten und ebenso politischen Verzögerungen und Mißorganisationen, die dazu führten, dass immer noch akut ein Impfstoffmangel vorliegt. Alte und Kranke, die daheim gepflegt werden, wurden schlicht „vergessen“, diese hätten durch mobile Impfteams günstiger und schneller versorgt werden können. Und- last one- die Einbindung der Hausärzte hätte mit genügend Impfstoff eher beginnen müssen. 

Würde man diese Pandemie verfilmen, so wäre das Fazit im gesamten Verlauf vermutlich, dass die Story an den Haaren herbeigezogen wäre und so etwas in der Realität niemals passieren würde. 

Beste Grüße von den 2 geimpften Andrea`s ;)

Sonntag, 14. Februar 2021

Fotografischer Schneespaziergang durch das urbane Witten

Der Winter hatte das Ruhrgebiet ausnahmsweise einmal fest im Griff. Zeit, um die Innenstadt einmal aus ganz anderen Perspektiven zu betrachten. 

 
 
Mein Hauptaugenmerk in dieser Serie liegt auf den verschneiten Kreuzungen und  Hauptverkehrsstraßen. Durch für unsere Verhältnisse enorme Schneemassen lag der Verkehr in diesen Tagen zum Großteil brach. Dadurch ergaben sich für mich recht nachdenkenswerte Motive. 
 

Braucht es tatsächlich so unfassbar viel Platz, um die Infrastruktur einer Innenstadt aufrecht zu erhalten? Hier der Blick auf die Husemannstr. Ecke Ruhrstr., normalerweise ein echter Staupunkt nach in alle Richtungen. 
 

Es folgt der Blick auf das Bahnhofsgebäude, 1849 war das Jahr der Eröffnung. Hier lohnt es sich, einen Blick hinein zu werfen, eine alte Dampflok namens "Friedrich" ziert die Bahnhofshalle und das anliegende Cafe ist im Stil eines alten, aber dennoch modernen Wartesaales eingerichtet. 

 
Wenige Meter weiter ein ähnlicher Verkehrsknotenpunkt, hier beginnt in Blickrichtung die Breite Str., nach rechts geht es in die Bahnhofstr., Wittens Fußgängerzone. Ich folge dem Weg nach links auf die Herbeder Str. unter der Eisenbahnbrücke hindurch.
 

Alltagsindustriekultur, auf der linken Seite befindet sich der Wittener Standort der "Deutschen Edelstahlwerke Specialty Steel", zigfach umbenannt und immer noch der größte Arbeitgeber Wittens. Für die Brückenkonstruktion lohnt ein Blick nach oben, zumindest, wenn man wuchtigen Stahlkonstrukten etwas abgewinnen kann.
 
 
Auf diesem Bild hat man den Kern der Innenstadt bereits verlassen. In Höhe der Oberleitung fährt bis heute Wittens einzige Straßenbahnlinie, die Linie 310, die Witten Heven durch die Wittener Innenstadt hin nach Bochum verbindet. Witterungsbedingt fuhren an diesem Tag keinerlei Busse, geschweige denn Straßenbahnen. Aber zurück Richtung Stadtkern. 


Zurück auf der Breite Str. wacht das Kriegerdenkmal Germania seit dem Tag der feierlichen Enthüllung am 20. September 1877 über den damaligen Königsplatz und heutigen Karl Marx Platz. Tatsächlich befand sich hier bis ca. 1945 ein echtes Nobelviertel um den Park mit der Statue. Park, Nobelviertel, Glanz und Gloria verschwanden allerdings ebenso wie die Reichsadler im Sockelbereich (letztere zu Recht). Es folgten Neubauten und ein Parkplatz. 


Vom Lev Hasharon Platz kommend erblickt man die Rückansicht des Wittener Rathauses. Mit Lev Hasharon, einem israelischen Landkreis, pflegt die Stadt Witten seit 1979 eine Partnerschaft.  
 

Die Johanniskirche wurde 1752 errichtet, die Pfarrkirche, aus der später die Johanniskirche hervor ging, wurde 1214 erstmals urkundlich erwähnt. Hier kreuzen sich die Hauptstr., welche in Blickrichtung zur Ruhrstraße wird, mit der Bonhoeffer- und der Wideystraße.


Der Blick über den Kornmarkt mündet bei den Türmen des Rathauses und der Johanniskirche. Mit einer Verzögerung, verursacht durch den 1. Weltkrieg, wurde der damalige Neubau des Rathauses 1926 fertig gestellt. Die Anbauten folgten später. Der Rathausturm ist eigentlich bis heute nur eine provisorische Kupferkuppel, der Vorschlag einer 5 Meter hohen Statue war zum damaligen Zeitpunkt schlicht zu teuer.

 
Mit der Aussicht auf die Ardeystraße hat der Rundgang begonnen und so soll er enden. Ein kleiner, kultureller Knotenpunkt der Stadt und die symbolträchtige rote Ampel in Zeiten von Corona. Auf der Ecke zur Oberstraße befindet sich das "Maschinchen Buntes", die hiesige Musik- und Kulturwirtschaft und nach rechts geht es zur "WERK°STADT Witten", dem größten Jugend- und Kulturzentrum der Stadt.

Donnerstag, 31. Dezember 2020

Jahresrückblick 2020 zum XXten

2020, was für ein seltsames, verrückten und unwirkliches Jahr...

Und weil wir so ein faszinierendes Völkchen von Meckerer*innen und Nörgler*innen sind (ist das richtig so mit den ** jetzt? Ich weiß ja nie, was gerade so politisch korrekt ist) lasse ich es mir in meinem ganz persönlichen Jahresrückblick nicht nehmen, ein bisschen mit der Fahradkette zu spielen.


Also los mit „Hätte, hätte...“, ein Gedankenspiel:

Natürlich befinde auch ich mich in meiner ganz persönlichen Blase. Geprägt von Pragmatismus, gewillt, Entwicklungen wahrzunehmen und bestrebt, mit Veränderungen klar zu kommen, für die es gerade keine andere Lösung gibt, als sie anzunehmen und damit zu leben. Aber auch dankbar für das, was ich habe und dafür, dass ich in diesem System leben darf, während in anderen Systemen Menschen für ihre bloße Meinung hingerichtet werden können, in unwürdigen Unterkünften bei Schnee und Kälte hausen müssen, zusehen müssen, wie ihre Liebsten gefoltert, vergewaltigt und umgebracht werden.

Was hätte ich getan, wenn ich in einer dieser unliebsamen Rollen der Entscheidungsträger im Umgang mit der Pandemie gewesen wäre?  

Nun, ja, zunächst hätte ich versucht, alle Wissenschaftler an einen Tisch zu bringen und ihnen tatsächlich aufmerksam zugehört. Selbst wenn ich in einem vorherigen Leben vielleicht ein*e führende*r Epidemiolog*in (ich übe das noch) gewesen wäre, zum Beispiel so um die spanische Grippe herum: Da gab es schon weitreichende Entwicklungen bis heute, Erkenntnisse und Erfahrungen, aus denen man durchaus Lehren hätte ziehen können...
Diesem Rat nun, den ich dann als Konsenz aus allen Aussagen gezogen hätte, wäre ich gern gefolgt, mit allen Konsequenzen. Weil diese Leute wissen, wie so ein Virus tickt. Weil eine Inzidenz kleiner als 35 nicht mal eben hochgeschraubt werden sollte, denn gerade dadurch haben wir ja jetzt den Salat. Und ja, natürlich hatte ich auch die leise Hoffnung, dass Corona dann im Sommer einfach verschwindet.

Aber: ich hätte jede Lockerung kleinschrittig vorgenommen, also alle 14 Tage überprüft, und trotz Hoffnung den Prognosen für die 2. Welle Glauben geschenkt, man muss sich doch nur mal eine halbe Stunde Zeit nehmen und den groben Verlauf der spanischen Grippe betrachten. Ist das denn wirklich zu viel verlangt, aus so einer Entwicklung die logischen Schlüsse zu ziehen?
Und wenn dann in einer Kommune die Zahlen gestiegen wären, hätte es einen mehrstufigen Plan gegeben, der die Maßnahmen beschreibt, die dann gelten- sofort und ohne Ausnahmen, ohne Zögern und ohne Abwarten.

Ich hätte staatliche Hilfen an Bedingungen geknüpft, die die Eckpunkten Solidarität und langfristigen, verbindlichen Klimaschutz inne gehabt hätten. Frankreich hat da einen guten Vorreiter gemacht.

Und ja, ich hätte in den Schulen die gleichen Regeln gelten lassen wie in jedem anderen Bereich auch! Vielleicht hat ein kleiner Mensch auch eine kleinere Virenlast zu verbreiten, aber kleine Menschen sind eben nicht immun- warum auch, Mensch ist Mensch!

„Hammer and Dance“ mag funktionieren, aber nur, wenn nicht landesweit, sondern sofort auf kleinster, kommunaler Ebene gehandelt wird- und wenn die empfohlenen Inzidenzien eingehalten werden.

Es gibt noch viele kleine und große Dinge, die viele von uns anders gemacht hätten- bei manchen wären wir dann tatsächlich in einer Diktatur gelandet, bei vielen wäre vieles besser gewesen, aber so ist es nur ein kleines Gedankenspiel zum Jahreswechsel, welches ich gern weiter reiche: 

Was hättest Du anders gemacht?

Zum Abschluss noch 2 Gedichte, das kürzere als Einstimmung zuerst und aus diesem Jahr, das 2. ca. 100 Jahre alt und aktueller denn je.

Die Corona Lehre 
von Thomas Gsella:

Quarantänehäuser spriessen,
Ärzte, Betten überall,
Forscher forschen, Gelder fliessen –
Politik mit Überschall.
Also hat sie klargestellt:
Wenn sie will, dann kann die Welt.
Also will sie nicht beenden.
Das Krepieren in den Kriegen.
Das Verrecken vor den Stränden.
Und das Kinder schreiend liegen. 
In den Zelten, zitternd, nass.
Also will sie. Alles das.


Und hier von 1920, Autor unbekannt, erschienen im Nebelspalter, Ausgabe 10 im 46. Erscheinungsjahr, 06. März 1920, einzusehen auf der ETH Zürich (Link unten angefügt):

Die Grippe und die Menschen

Als Würger zieht im Land herum
Mit Trommel und mit Hippe,
Mit schauerlichem Bum, bum, bumm,
Tief schwarz verhüllt die Grippe.
Sie kehrt in jedem Hause ein
Und schneidet volle Garben -
Viel rosenrote Jungfräulein
Und kecke Burschen starben.

Es schrie das Volk in seiner Not 
Laut auf zu den Behörden:
„Was wartet ihr? Schützt uns vorm Tod -
Was soll aus uns noch werden?
Ihr habt die Macht und auch die Pflicht -
Nun zeiget eure Grütze -
Wir raten euch: Jetzt drückt euch nicht.
Zu was seid ihr sonst nütze!
‚s ist ein Skandal, wie man es treibt.
Wo bleiben die Verbote?
Man singt und tanzt, juheit und kneipt.
Gibt‘s nicht genug schon Tote?“
 
Die Landesväter rieten her
Und hin in ihrem Hirne.
Wie dieser Not zu wehren wär‘,
Mit sorgenvoller Stirne:
Und sieh‘, die Mühe ward belohnt.
Ihr Denken ward gesegnet:
Bald hat es, schwer und ungewohnt,
Verbote nur geregnet.
 
Die Grippe duckt sich tief und scheu
Und wollte sacht verschwinden -
Da johlte schon das Volks aufs Neu‘
Aus hunderttausend Münden:
„Regierung, he! Bist du verrückt -
Was soll has alles heißen?
Was soll der Krimskrams, der uns drückt,
Ihr Weisesten der Weisen?
Sind wir den bloß zum Steuern da,
Was nehmt ihr jede Freude?
Und just zu Fastnachtszeiten - ha!“
So gröhlt und tobt die Meute.
„Die Kirche mögt verbieten ihr,
Das Singen und das Beten -
Betreffs des andern lassen wir
Jedoch nicht nah uns treten!
Das war es nicht, was wir gewollt.
Gebt frei das Tanzen, Saufen.
Sonst kommt das Volk - hört, wie es grollt,
Stadtwärts in hellen Haufen!“
 
Die Grippe, die am letzten Loch
Schon pfiff, siie blinzelt leise
Und spricht: „Na endlich - also doch!“
Und lacht auf häm‘sche Weise.
„Ja, ja - sie bleibt doch immer gleich
Die alte Menschensippe!“
Sie reckt empor sich hoch und bleich
Und schärft aufs neu die Hippe.

Quelle: Die Corona Lehre 

Macht für Euch persönlich aus dem, was vor uns liegt ein wundervolles 2021
und bleibt gesund!


Dienstag, 14. April 2020

Lichtmalerei in der Glaskugel

An ein paar verregneten Tagen habe ich in den letzten Wochen ein wenig mit der Glaskugel experimentiert. 

Das mit dem Hellsehen klappt bei mir nicht wirklich gut, dafür erstelle ich mit Hilfe der Glaskugel lieber für mich ansprechende Bilder- und da sind im Bereich der Fotografie tatsächlich keine Grenzen vorhanden. Glaskugelbilder funktionieren mit ausgewählten Motiven sowohl Indoor als auch Outdoor, bei Tag, bei Nacht- ob Lightpainting oder Landschaft- viele Motive bekommen durch den Blick in die Kugel ein gewisses Etwas.


Ich habe mich bei dieser Serie für die Indoor- Variante und die Lichtmalerei entschieden.


Ein kleiner Blick hinter die Kulissen: Für solche Bilder braucht es einen großen Spiegel, mindestens eine Glaskugel, einen abgedunkelten Raum, LED- Leuchmittel, ein Stativ und die Langzeitbelichtung an der Kamera.

Es gibt viele, sehr gute Tutorials im Netz, deshalb spare ich mir eine ausführliche Beschreibung der Umsetzung, als Suchbegriffe seien folgende empfohlen: Lensball, Lightpaining, und Tutorial oder auf deutsch Glaskugel, Lichtmalerei und ebenfalls Tutorial. Dort findet bestimmt jeder das richtige für sich.


Die Sichtweise bei diesen Bildern ist im Original gehalten, d.h. weder die Kugel noch das komplette Bild wurde gedreht. Der Blick in die Glaskugel führt zu einer Drehung des Bildes, so wie bei einer Lupe. Das nur zur Info.


Was ich persönlich sehr an der Glaskugel mag ist die Brillanz, die in den Bildern zu sein scheint, ebenso eine Klarheit, bei der dann tatsächlich etwas magisches enthalten sein mag.


Achja- noch ein bisschen Reklame: Wenn Du meinen Blog und/ oder meine Bilder magst, dann fühl` Dich eingeladen:
Für Bandfotografie und künstlerische Bilder in Farbe und schwarzweiss sowie bei Tag und bei Nacht findest Du mich unter 1acoolart auch bei instagram.
Für Naturfotos, Makroaufnahmen und alles, was mit meinem Garten zu tun hat bin ich unter 1acoolgardening dort zu finden.